Auch wenn Corona nicht mehr jeden Tag in den Nachrichten ist: Die Pandemie ist für Kinder und Jugendliche nicht vorbei; denn die Folgen von Schulschließungen und Kontaktbeschränkungen sind für sie weiterhin deutlich zu spüren.
Mehr als 70 Prozent der Kinder und Jugendlichen fühlen sich im Jahr drei nach Ausbruch der Pandemie noch immer psychisch gestresst.
Weitere Krisen wie der Ukrainekrieg und die Folgen der Klimakrise belasten junge Menschen natürlich zusätzlich.
Wie so oft trifft es sozial Benachteiligte am härtesten.
Zum Beispiel haben Kinder von Eltern mit geringer Bildung, die zusätzlich einen Migrationshintergrund haben und in einer zu kleinen Wohnung leben, ein viermal so hohes Risiko für psychische Auffälligkeiten. Es darf aber nicht vom sozialen Status abhängen, wie gut junge Menschen durch die Krise kommen oder welche Chancen sie haben.
Die Interministerielle Arbeitsgruppe Kindergesundheit hat sich deshalb vor allem mit den psychischen und sozialen Belastungen von benachteiligten Kindern und Jugendlichen beschäftigt. Sie hat die Situation gründlich analysiert, und sie hat auf wissenschaftlicher Grundlage Maßnahmen entwickelt, um die Belastungen aufzufangen. Wir haben als Gesellschaft und als Politik hier eine klare Aufgabe: die Nöte und Anliegen von Kindern und Jugendlichen ernst zu nehmen, ihnen mehr Raum zu geben und diese in unserer Prioritätensetzung stärker zur berücksichtigen.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der FDP – Zuruf des Abg. Martin Reichardt [AfD])
Die jungen Menschen im Land haben Solidarität mit den alten gezeigt; unsere Aufgabe ist es, ihre Unterstützung stärker in den Mittelpunkt unseres Handelns zu stellen. Wir im Bundesfamilienministerium setzen diese Empfehlungen mit folgenden Maßnahmen um:
Wir haben die Frühen Hilfen in diesem Jahr um 10 Prozent aufgestockt. Damit bauen wir das Angebot für junge Familien deutlich aus und stärken parallel die Kommunen.
Wir investieren rund 4 Milliarden Euro in den nächsten zwei Jahren in die Kitaqualität, und wir nehmen viel Geld in die Hand zum Ausbau der Ganztagsbetreuung von Grundschulkindern.
Seit Januar haben wir das „Zukunftspaket für Bewegung, Kultur und Gesundheit“. Damit fördern wir Projekte von Kindern und Jugendlichen, die sie lokal selbst entwickeln und umsetzen.
Ab dem Sommer starten die Mental Health Coaches an den Schulen. Damit werden mehrere Zehntausend Schüler/-innen mit Prävention und Hilfe in psychischen Krisensituationen erreicht.
Außerdem stärken wir die „Nummer gegen Kummer“, 116 111, und bringen sie mit der sogenannten Schulboxenaktion stärker an die Schulen.
Und: Wir haben mit dem Kinder- und Jugendstärkungsgesetz neue Rechte und Angebote in der Jugend- und Familienhilfe geschaffen. Kinder und Jugendliche können sich nun beim Jugendamt direkt beraten lassen, ohne dass ihre Eltern darüber informiert werden.
Außerdem habe ich Ende vergangenen Jahres das „Bündnis für die junge Generation“ ins Leben gerufen. Es lädt junge Menschen ein, unsere Gesellschaft in einem breiten Bündnis mitzugestalten.
Das sind nur einige Beispiele.
Werte Kolleginnen und Kollegen, wir reden in der Politik oft über Dinge, die nicht gut funktionieren. Die Interministerielle Arbeitsgruppe Kindergesundheit ist ein gutes Gegenbeispiel. Sie zeigt: Wir als Bund, Länder, Wissenschaft und Zivilgesellschaft können konstruktiv zusammenarbeiten. Solche Prozesse brauchen wir, um für künftige Krisen besser gerüstet zu sein.
Die Interministerielle Arbeitsgruppe hat einen guten Weg aufgezeigt, wie wir uns für die Zukunft besser aufstellen können, und zwar mit der Einrichtung eines Expertinnen- und Expertengremiums, das interdisziplinär arbeitet und Bund und Länder zugleich berät. Ich werbe dafür, dass diese Zusammenarbeit zum Wohle der Kinder fortgesetzt wird.